Was gebraucht, alt oder beschädigt ist, muss nicht immer direkt auf den Sperrmüll gebracht werden. Viele Dinge lassen sich mit etwas Fleiß und Geduld erneuern. Das gilt auch für Sessel - vielleicht das liebgewonnene Erbstück oder das abgenutzte Designerexemplar?! Ganz gleich: Wir geben dir die nötigen Informationen und Tipps an die Hand, um deinen Sessel selber zu polstern. Mit unserer Anleitung ist es gar nicht so schwer, bei einem alten Sessel die Polster zu erneuern und einen neuen Bezug aufzuziehen.
Den Sessel selber neu polstern: Was braucht man dafür?
Neben den verschiedenen Materialien wie Schaumstoff für neue Polster oder Stoff für neue Bezüge brauchst du ein paar Werkzeuge. Tatsächlich ist das Polstern eines Sessels aber gar nicht so kompliziert, sodass du sicherlich die meisten Werkzeuge zuhause hast oder problemlos ausleihen kannst. Weiter unten im Artikel haben wir dir eine Liste zusammengefasst mit allen Werkzeugen und Arbeitsmaterialien, die du brauchst. Zunächst wollen wir aber auf die Wahl der richtigen Polster und Stoffe für deinen neuen Sessel eingehen. Denn dies erfordert etwas Vorbereitung, schließlich musst du die Polster bestellen, ggf. zuschneiden oder die neuen Bezüge für den Sessel nähen. Das Schöne ist: Du hast hier freie Wahl. Du kannst aus einem Ledersessel einen Sessel mit Stoffbezug machen - oder umgekehrt. Du kannst auch die Polster exakt auf deine Komfortwünsche ausrichten - das Sitzkissen etwas höher, die Rückenlehne etwas weicher. Mit unserem Konfigurator bestimmst du alles selbst.
Wir wissen natürlich, dass es bei einer großen Auswahl nicht zwingend leicht ist, sich zu entscheiden. Daher möchten wir dir nun Schritt für Schritt helfen, den richtigen Schaumstoff und Stoff für deinen neuen Sessel auszuwählen, damit dein Polsterprojekt starten kann.
Neue Polster: Welcher Schaumstoff eignet sich für den Sessel?
Grundsätzlich gibt es sehr viele Arten von Schaumstoffen, aber nicht alle eignen sich für solche Vorhaben, wie einen Sessel oder andere Möbelstücke neu zu polstern. Für solche Projekte empfehlen wir immer die drei Weichschaumstoffe: Komfortschaumstoff, Kaltschaum und Viscoschaumstoff.
Sie alle sind bestens geeignet, um sie zu Polstern, Sitzkissen und Rückenlehnen zu verarbeiten - ganz gleich, ob beim Sessel, Sofa oder im Wohnmobil. Dennoch unterscheiden sich die Schaumstoffe in ihren Eigenschaften, Einsatzmöglichkeiten und in ihrem Preis.
Die wichtigsten Infos zu den Polster-Schaumstoffen im Überblick:
Komfortschaumstoff
-
aufgrund seiner sehr guten Atmungsaktivität für Innen- und Außenbereiche geeignet (Feuchtigkeit wird schnell abtransportiert).
-
aufgrund seiner offenen Porenstruktur ist der Komfortschaumstoff außerdem sehr luftdurchlässig - ideal für Allergiker. Außerdem verhindert dies einen Wärmestau.
-
aufgrund seiner weichen Struktur ist er sehr flexibel und reversibel verformbar.
Eignet sich für den Einsatz im Innen- und Außen- bzw. Nassbereich, da er Feuchtigkeit sehr gut abtransportiert. Beispielsweise für Auflagen für Sonnenliegen oder als Bootspolster.
Kaltschaum
-
aufgrund seiner hohen Raumdichte verfügt er über eine sehr gute Rückstellkraft, sodass keine Mulden im Polster entstehen.
-
aufgrund seiner offenen Porenstruktur ist Kaltschaum atmungsaktiv und luftdurchlässig - ideal für Allergiker.
-
aufgrund seiner hohen Rückstellkraft und Punktelastizität bietet er eine sehr gute stützende Wirkung.
Eignet sich nicht für den Einsatz im Außen- bzw. Nassbereich, da Feuchtigkeit nicht so gut und schnell abtransportiert wird.
Viscoschaumstoff
-
aufgrund seiner sehr guten Punktelastizität bietet der Schaumstoff beste Stützkraft, ohne Gegendruck zu erzeugen (druckentlastend) - ideal für Menschen mit Durchblutungsstörung, o. ä.
-
aufgrund seiner eher dichten Porenstruktur speichert der Schaumstoff Wärme, sodass das Sitz- (oder Liegegefühl) nicht zu kalt ist.
-
aufgrund seiner sehr hohen Rückstellkraft bildet sich der Schaumstoff in seine Ursprungsform zurück (Memory Foam).
Eignet sich nicht für den Einsatz im Außen- bzw. Nassbereich, da Feuchtigkeit nicht so gut und schnell abtransportiert wird.
Wenn du eine sorgfältige Entscheidung treffen möchtest, empfehlen wir dir unsere ausführlichen Artikel zu den einzelnen Schaumstoffarten: Komfortschaumstoff, Kaltschaum und Viscoschaumstoff. Darin erklären wir alle Eigenschaften und wie sich diese auf den Komfort, die Qualität und Langlebigkeit auswirken.
Raumgewicht & Stauchhärte: Was ist für Polster beim Sessel ideal?
Es ist eine Sache, sich für eine Schaumstoffart zu entscheiden, aber eine andere, das passende Schaumstoffprodukt auszuwählen. Denn den Schaumstoff kannst du in unterschiedlichen Festigkeitsgraden und Qualitätsstufen kaufen. Du kannst also einerseits selber auswählen, wie weich oder fest der Schaumstoff sein soll, und andererseits, welche “Lebensdauer” das Polster haben soll. Die Qualität - das Raumgewicht ist ein wichtiger Qualitätsfaktor - beeinflusst, wie belastbar und langlebig der Schaumstoff ist. Wenn du dich für einen Schaumstoff mit geringerer Raumdichte entscheidest, sparst du Geld, wirst das Polster des Sessels aber vielleicht bald erneuern müssen, weil sich erste Sitzmulden gebildet haben.
Hinweis
Wie schnell und stark sich Kuhlen im Polster bilden, hängt nicht ausschließlich von der Qualität des Schaumstoffes ab, sondern auch von der Nutzung und Belastung. Wird der Sessel nur selten genutzt, bilden sich auch nicht so schnell Sitzmulden. Wird er hingegen stark beansprucht, nutzt das Polster auch schneller ab - vor allem dann, wenn es “überlastet” ist; wenn Raumgewicht und Stauchhärte nicht zum Körpergewicht der Person passen. Oder anders formuliert: Ein Schaumstoff mit einer niedrigen Stauchhärte (weiches Sitzgefühl) und einem mittelmäßigen Raumgewicht muss sich nicht schnell abnutzen, wenn eine Person mit geringem Körpergewicht darauf sitzt. Für eine Person mit hohem Körpergewicht wäre dieses Schaumstoffprodukt nicht die passende Wahl.
Gut zu wissen
Bei der Wahl des Schaumstoffprodukts solltest du außerdem beachten, dass die Werte für Raumgewicht und Stauchhärte unterschiedliche Aussagekraft haben. Ein Komfortschaumstoff mit einer Stauchhärte von 30 hat nicht die gleiche Festigkeit wie ein Viscoschaumstoff mit der Stauchhärte 30.
Die Entscheidung ist für Laien wirklich nicht einfach. Aus diesem Grund findest du hier unsere Empfehlungen für Sitzpolster und Rückenlehnen für die verschiedenen Schaumstoffarten:
Sitzpolster |
Rückenlehne |
PUR Schaumstoff RG35 SH50 |
PUR Schaumstoff RG35 SH40 |
Kaltschaum RG40 SH40 |
Kaltschaum RG40 SH25 |
BULTEX* RG30 SH40 |
BULTEX* RG30 SH20 |
Visco-Schaum RG60 SH30** |
Visco-Schaum RG50 SH30** |
*BULTEX ist ein Markenkaltschaum, der sich durch eine besonders hohe Qualität und Langlebigkeit auszeichnet.
**Viscoschaumstoff ist, wie bereits erwähnt, ein eher weicher Schaumstoff - zumal er sich durch Wärmeeinfluss verformt (weicher wird). In der Regel empfiehlt sich Viscoschaumstoff als Topper und nicht als komplettes Polster, da dies zu weich sein würde. Wenn du also den Viscoschaumstoff aufgrund seiner Druckentlastung nutzen möchtest, entscheide dich für einen dünnen Topper in Kombination mit einem festeren Komfortschaumstoff oder Kaltschaum. So erhältst du ein Sitzkissen, das Druckentlastung bietet, aber dennoch die nötige Unterstützung bietet und dich nicht zu tief einsinken lässt.
Für Armlehnen empfehlen sich feste Schaumstoffe aus Polyurethan (Komfortschaumstoff oder Kaltschaum), da diese Flächen nur einer geringen Beanspruchung unterliegen. Wer aber aufgrund einer Durchblutungsstörung oder Nervenempfindlichkeit eine weichere Armlehne wünscht, kann dies natürlich machen.
Neue Sesselpolster: Wie viel Schaumstoff benötigt man?
Im Grunde ist die Antwort auf diese Frage sehr einfach, denn du kannst die alten Polster nehmen, ausmessen und hast bereits die Maße für die neuen Polster. Du kannst diese Maße verwenden, um dir den Schaumstoff in unserem Konfigurator individuell anfertigen zu lassen. Wir schneiden dir die Polster direkt in der gewünschten Größe für deinen Sessel. Möchtest du den Schaumstoff für die Polster selber zuschneiden, empfehlen wir dir, zu den Maßen der alten Polster noch einige Zentimeter hinzuzufügen. So hast du in jedem Fall “Puffer” beim Zuschneiden des Schaumstoffes.
Bezugsstoff: Welcher Stoff eignet sich für einen Sessel?
Grundsätzlich gibt es eine sehr große Auswahl an Stoffen, mit denen man einen Sessel beziehen kann. Damit dir der Sesselbezug lange Zeit viel Freude macht, solltest du nicht nur auf die Optik und Haptik achten, sondern auch auf die Abriebfestigkeit und Robustheit des Stoffes. Ein sehr dünner Stoff mit niedriger Materialdichte eignet sich nicht für das Beziehen von Sesseln oder anderen Polstermöbeln. Er würde bereits nach kurzer Zeit reißen. Ein Bezugsstoff für einen Sessel sollte idealerweise fester sein und eine hohe Abriebfestigkeit aufweisen, sodass Farbe und Muster nicht nach kurzer Zeit verblassen.
Geeignete Bezugsstoffe sind unter anderem Baumwoll-, Polyester- oder Microfaserstoffe. Auch Kunst- und Echtleder eignen sich zum Beziehen eines Sessels und machen aus dem Möbelstück ein echtes Schmuckstück für das eigene Zuhause.
Für den Fall, dass dein Sessel komplett mit Stoff bespannt ist, bieten wir dir eine große Auswahl an Laufmeterstoffen. Verfügt dein Sessel über einzelne, abnehmbare Polster auf der Sitzfläche und an der Rückenlehne, hast du die Möglichkeit, die Bezüge nach Maß anfertigen zu lassen. Das erspart dir nicht nur viel Zeit, sondern auch Mühe, denn das Nähen von Sesselbezügen erfordert Erfahrung und Geschick. Bedenke auch, dass du ein Schnittmuster für die Sesselpolster und Rückenlehne benötigst.
Sessel neu beziehen: Wieviel Stoff benötigt man?
Wenn du einen Sessel neu beziehen möchtest, benötigst du Stoff für alle Seiten - vorne, hinten, oben, unten, rechts und links. Denn natürlich möchte man nicht, dass z. B. auf der Rückseite des Sessels das Untergestell zu erkennen ist. Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Stoffmenge zu ermitteln.
Variante #1: Die alten Stoffteile ausmessen
Bei dieser Variante bestellst du den Stoff für den Sessel erst, wenn du bereits mit dem Polsterprojekt begonnen hast. Es entsteht also eine kleine Zwangspause, wenn du auf deine Stofflieferung warten musst. Natürlich kannst du alternativ auch in das Stoffgeschäft deines Vertrauens gehen.
-
Nimm alle Stoffteile des Sesselbezugs ab. Verwende am besten einen Nahttrenner und achte darauf, dass keines der einzelnen Teile beschädigt wird.
-
Lege alle Stoffteile zusammen auf den Boden. Wenn du bereits weißt, wie breit dein Wunschstoff ist, kannst du dir die Breite zuvor abmessen und alle Teile innerhalb dieses Rahmens legen.
-
Nun misst du die Länge und schon weißt du, wieviel Laufmeter Stoff du für deinen Sessel benötigst.
Die einzelnen Stoffteile sollten nicht zu eng liegen, sodass du an jeder Kante ein Stück Nahtzugabe hast. Mach dir am besten von der Aufteilung ein Foto, sodass du weißt, wie du die Schnittmuster auf dem neuen Stoff idealerweise platzierst, um den Stoff möglichst effizient zu nutzen.
Variante #2: Den Sessel ausmessen
Bei dieser Variante kannst du bereits alle Materialien wie Stoffe und Polster im Vorfeld bestellen und dann mit deinem Projekt starten, wenn alles bereit liegt. Das hat natürlich den Vorteil, dass du nicht auf eine Bestellung warten musst.
-
Mach dir am besten zunächst eine Skizze von dem Sessel in der Vorder-, Seiten- und Rückansicht, sodass du später sichergehen kannst, alle Teile ausgemessen zu haben.
-
Miss nun Schritt für Schritt alle Teile nach - Länge und Breite. Da die Bezugsteile an einem Sessel nie symmetrisch sind, solltest du tatsächlich alle vier Seiten des jeweiligen Stoffstücks ausmessen. Mache dir ggf. auch von den einzelnen Teilen eine Skizze und beschrifte sie mit den Maßen sowie der genauen Position (linke Armlehne, rechtes Kopfteil, etc.).
-
Die einzelnen Schnittmusterteile kannst du nun wie in Variante 1 in einer bestimmten Breite (übliche Stoffbreiten sind zwischen 90 und 190 cm) anordnen und dann die Länge messen (= Laufmeter Stoff). Vergiss auch hier nicht die Nahtzugabe für jedes Teil.
Wenn der Sessel abnehmbare Polster hat, musst du die Stoffmenge doppelt nehmen, damit du daraus einen Bezug nähen kannst.
Variante #3: Den Sessel ausmessen (ohne Schnittmuster)
Bei dieser Variante vermisst du den Sessel nicht in seinen einzelnen Stoffteilen, sondern etwas gröber. Das erspart dir etwas Aufwand, aber dennoch solltest du sorgfältig messen, um nicht zu wenig Stoff zu haben.
-
Lege das Maßband an die Unterkante der Rückseite des Sessels über die Rückenlehne bis zur Vorderseite (Unterkante) und miss die Länge (+ ca. 5 cm Nahtzugabe für jede Naht).
-
Nimm nun an den Seiten Maß: Lege das Maßband von der Unterkante der Seite bis zum seitlichen Kopfteil der Rückenlehne (+ ca. 5 cm Nahtzugabe für jede Naht = Summe x 2 für beide Seitenteile).
-
Einzelne Polsterkissen oder Rückenteile kannst du einfach Länge, Breite und Höhe messen (+ ca. 5 cm Nahtzugabe für jede Naht).
Sessel neu polstern & beziehen: Diese To-Do’s solltest du erledigen!
✓ Sitzflächen bzw. Sitzpolster, Rücken- und Armlehnen, Rückwand und Seitenwände für den neuen Stoff ausmessen. [Alle Flächen, die mit Stoff bezogen sind.]
✓ Alle Polsterflächen ausmessen: Sitzkissen, Rückenlehne, Armlehnen. [Achtung: Die Stoffmaße kannst du nicht einfach für die Schaumstoffmaße übernehmen, da deutlich weniger Fläche gepolstert wird.]
✓ Fertig zugeschnittene Polster über unseren Konfigurator bestellen. Du kannst für jedes Schaumstoffprodukt unterschiedliche Maße, Formen und Schaumstoffarten auswählen. Alternativ bestellst du für alle Polster Schaumstoffplatten. Diese sind bereits in gewissen Maßen vorgeschnitten. Mit einem scharfen Messer kannst du sie zuhause selbst zuschneiden. [Hinweis: Am einfachsten kannst du Komfortschaumstoff zuhause schneiden. Kaltschaum und Viscoschaumstoff lassen sich mit einem Messer oder einer Schere nicht sauber schneiden.]
✓ Wenn du deine Polster konfiguriert hast, kannst du direkt im gewünschten Stoff Bezüge nach Maß bestellen, die dann exakt nach den Vorgaben deiner Polster angefertigt werden. Alternativ bestellst du den Stoff als Meterware.
✓ Bei der Bestellung der Polster und des Stoffes solltest du auch direkt an das notwendige Zubehör wie Sprühkleber für Schaumstoff, Polsterwatte oder Trikotierung denken.
Kurze Info zu Polsterwatte und Trikotierung: Was verwendet man wann?
Bei Polsterwatte und Trikonetz - auch Trikotierung genannt - handelt es sich um ein Material, dass den Schaumstoff vor Verschmutzung und Abnutzung schützt. Ein Trikonetz erleichtert dir außerdem das Auf- und Abziehen von Polsterbezügen. Solltest du also einen Sessel mit abnehmbaren Polstern haben, bei denen du die Bezüge gelegentlich waschen möchtest, solltest du nicht auf eine Trikotierung verzichten. Polsterwatte ist ein dünnes Vlies, das direkt auf dem Schaumstoffpolster aufgebracht wird. So nutzen die Polster nicht so schnell ab. Du kannst Polsterwatte auch in Kombination mit einer Trikotierung verwenden. Das Vlies kommt dann zwischen Trikonetz und Schaumstoff.
Sessel neu polstern & beziehen: Die komplette Materialliste findest du hier!
Spezielle Werkzeuge oder Geräte wirst du für das Polstern und Beziehen des Sessels nicht benötigen. Die meisten Materialien solltest du in deinem Werkzeugkoffer finden.
-
Eine Zange und ein Dorn oder ein ähnliches Werkzeug helfen dir, die Klammern aus dem Stoffbezug zu lösen.
-
Eine Schere oder ein scharfes Messer (Cutter, Teppichmesser) benötigst du z. B. um überschüssigen Stoff abzuschneiden oder den Schaumstoff in Form zu schneiden.
-
Mit einem Tacker und Tackerklammern befestigt du den Stoff auf dem Sessel. Dies benötigst du auch dann, wenn du abnehmbare Polster hast, denn auch die Seiten und die Rückwand des Sessels müssen mit Stoff bespannt werden.
-
Polsterkleber bzw. Sprühkleber benötigst du, um die neuen Polster und Armlehnen auf dem Sesselgestell anzubringen, sodass sie nicht verrutschen.
-
Optional kannst du dir Dekoknöpfe oder Ziernieten besorgen, wenn du dem Sessel einen individuellen Akzent geben möchtest.
So richtest du deinen Arbeitsplatz ein!
Einen Sessel polstert man nicht mal ebenso im Wohnzimmer. Du solltest dir einen Raum einrichten, in dem du ungestört arbeiten kannst bzw. den Sessel stehen lassen kannst, ohne dass er stört und im Weg steht. Ein Kellerraum oder eine Garage eignen sich erfahrungsgemäß am besten für solche Polsterprojekte. Achte darauf, dass der Sessel trocken steht und du sowohl Polster als auch Stoffe schmutzfrei lagern kannst. Den Boden des Raumes kannst du zusätzlich mit einer Folie abdecken, so hast du es später beim Saubermachen leichter. Gleichzeitig verhinderst du, dass die Polster und Stoffe nass oder schmutzig werden.
Einfach selber polstern: In 3 Schritten zum neuen Sessel [DIY-Anleitung]
1. Alles Alte muss weg!
Du hast dir neue Polster und neue Stoffe für den Sessel besorgt? Dann müssen die alten Bezüge und der alte Schaumstoff erst einmal entfernt werden. Bei der Entfernung der Stoffteile kannst du Zange und Dorn oder einen Nahttrenner verwenden. Wenn du die Stoffstücke als Vorlage für die neuen Bezüge verwenden willst, achte darauf, dass sie nicht einreißen. Andernfalls kannst du auch ohne viel Fingerspitzengefühl an das Abnehmen des Bezugs gehen. Sammle am besten alle Klammern, Nieten und Nägel in einer Schale, damit sie später nicht herumliegen und den neuen Bezug beschädigen.
Wenn du anschließend den alten Schaumstoff vom Sesselgestell entfernst, kannst du ein Messer mit einer langen Klinge zu Hilfe nehmen. Einfach unter dem Polster entlang schneiden und so den Schaumstoff lösen. In den meisten Fällen lässt sich der Schaumstoff problemlos vom Sessel lösen.
2. Neue Polster befestigen!
Um die neuen Polster auf dem Sessel zu befestigen, benötigst du jetzt den Sprühkleber. Nimm deinen Schaumstoff (achte darauf, das richtige Polsterstück zu nehmen, wenn es bereits auf Maß zugeschnitten wurde) und besprühe sowohl das Polster als auch das Untergestell vom Sessel mit dem Kleber. Drücke beides für einige Minuten aufeinander. Schon nach kurzer Zeit trocknet der Kleber und dein neues Polster ist fest. Gar nicht so schwer, oder? So klebst du jetzt nach und nach alle neuen Polster beziehungsweise Schaumstoffteile auf. Achte darauf, dass du zügig arbeitest, sobald du den Kleber auf die Flächen aufgetragen hast.
Achtung
Abnehmbare Polster klebst du NICHT am Sessel fest. Diese erhalten später einen Bezug und werden auf den neu bespannten Sessel gelegt. Den 2. Schritt führst du nur für alle Schaumstoffpolstern aus, die unter dem neuen Bezug verschwinden werden.
Hast du das neue Sitzpolster, die Rücken- und Armlehnen verklebt, kannst du nun überall dort, wo du möchtest, Polsterwatte aufbringen. Das empfiehlt sich vor allem für die stark beanspruchten Sitzflächen und die Rückenlehne. Hierfür verwendest du ebenfalls den Sprühkleber und sprühst sowohl auf das Polster als auch auf die Watte etwas Kleber, um anschließend beide Seiten zu verkleben. Die Polsterwatte sollte absolut faltenfrei sein. Andernfalls würde man diese Falten später unter dem Bezug spüren. Überstehendes Polstervlies kannst du großzügig abschneiden. Idealerweise lässt es sich noch über die Kanten des Schaumstoffes legen, so entsteht keine unschöne Falte, wenn der Stoff später drüber gespannt wird. Wenn du möchtest, kannst du die Polsterwatte bereits jetzt mit ein paar Tackerklammern (und unter Spannung, damit keine Falten entstehen) auf der Unterseite des Schaumstoffes festtackern.
3. Den neuen Stoff beziehen
Um den neuen Stoff auf dem Sessel anzubringen, solltest du dir zunächst die einzelnen Stücke zurechtschneiden. Ganz einfach machst du es dir, wenn du die alten Stoffteile (aus Schritt 1) als Schablone verwendest. Beachte, dass du hier aber unbedingt einige Zentimeter als Zugabe nimmst, damit du den Stoff auch ordentlich befestigen kannst. Bist du damit fertig, solltest du Stoffteile für die Rückenlehne und Sitzfläche, die Armlehnen, die Seiten des Sessels sowie dessen Rückwand haben. Es ist auch möglich, dass du für die Rückwand und Rückenlehne ein Stück Stoff verwendest.
Wir empfehlen dir, mit der Rückenlehne des Sessels zu beginnen. Das ist in der Regel eine Fläche, die sich sehr einfach bespannen lässt. Hast du für die Rückwand und die Rückenlehne ein großes Stoffstück, legst du dieses an die Unterkante der Rückwand an und legst es über die Rückenlehne nach vorne bis zur Sitzfläche des Sessels. Tackere den Stoff zunächst an der Unterkante der Rückwand in regelmäßigen Abständen fest (1. Klammer mittig setzen, dann nach außen hin weitermachen). Gleiches gilt, wenn du die Rückenlehne und die Rückwand separat beziehst. Tackere dann die Rückenlehne auf der Rückseite des Kopfteils fest. Wenn du nun an den Seiten weiter arbeitest, streiche den Stoff immer wieder glatt, sodass keine Falten entstehen. Arbeite dich am besten abwechselnd von der linken zur rechten Seite vor. Machst du erst eine Seite komplett fest, kann es sein, dass der Stoff Falten schlägt. Du müsstest dann die Klammern wieder lösen und von vorne beginnen. Entlang der Seitenteile des Sessels stopfst du den Stoff in die Ritze und setzt ganz tief drinnen eine Tackerklammer. Erst, wenn du alle Kanten des Stoffes befestigt hast, solltest du die Ecken umschlagen. Das kann eine kleine Herausforderung sein, weil man hier mehrere Stofffalten übereinander legen muss. Falte den Stoff sauber und in kleinen Falten. Um hier unschöne Stellen zu überdecken, kannst du später beispielsweise Zierknöpfe anbringen.
Nun kannst du mit der Sitzfläche weitermachen. Befestigte das Stoffstück zunächst in der Ritze zur Rückenlehne (mittig anfangen) und spanne es dann mit leichtem Zug über die Sitzfläche. Auf der Unterseite des Sessels kannst du nun den Stoff festtackern (ebenfalls mittig beginnen). An den Seiten lässt du den Stoff mitsamt der Tackernadeln in den Ritzen verschwinden. Auch hier solltest du die Ecken zum Schluss machen. Bei den Armlehnen erfolgt das gleiche Prozedere: Erst in den Ritzen festtackern, dann über die Armlehne spannen und auf der Unterseite des Sessels befestigen. Die Seitenteile solltest du nun so befestigen, dass die eventuellen Stoffenden der übrigen Teile verdeckt werden. Für einen sauberen Abschluss kannst du den Stoff am Ende umschlagen und dann befestigen. Die Tackernadeln lässt du später einfach unter einer schönen Bordüre oder unter Ziernieten verschwinden.
DIY-Polstern ist nicht so schwer wie gedacht!
Natürlich erfordert ein Projekt wie einen Sessel neu polstern und beziehen, einiges an Arbeit. Aber wenn wir ehrlich sind: Es ist kein Hexenwerk! Das Schöne am DIY-Polstern ist ja nicht nur, dass man einem alten Möbelstück zu neuem Glanz verhilft und einen abgenutzten Sessel vor dem Sperrmüll bewahrt. Vor allem kann man den alten Sessel nun ganz nach seinem Belieben erneuern - mit den Polstern, die du möchtest, mit dem Stoff, der dir am besten gefällt. So machst du einen alten Sessel zu deinem ganz persönlichen Unikat.
Das Vorgehen, um einen Sessel neu zu polstern und neu zu beziehen, kannst du im Grunde auf alle anderen Polstermöbel übertragen.
Du willst mehr erfahren? Das könnte dich auch interessieren!
Foto von Engin Akyurt auf Pixabay